
Digitalisierung: So finden Unternehmer gute IT-Fachkräfte
Schon seit Jahren fehlen der IT-Branche und den Unternehmen, die auf das Fachwissen von IT-Experten bauen, die erforderlichen Fachkräfte. Laut dem Digitalverband Bitkom waren schon vor den Corona-Einschnitten im Dezember 2019 in Deutschland über 124.000 Stellen im IT-Bereich unbesetzt. Denn die Weiterentwicklung der weltweiten Digitalisierung hat die Nachfrage nach Mitarbeitern aus dem IT-Bereich stark anwachsen lassen. IT-Security-Experten, Data Scientists, Entwickler und UI/UX Designer werden dringend gesucht. Lange Besetzungszeiten und beachtliche Gehaltsentwicklungen sind die Merkmale des Fachkräftemangels in diesem Bereich. Dadurch entstehen den Unternehmen erhöhte finanzielle Aufwendungen im Recruiting.
Die Gründe für diesen Engpass liegen im demografischen Wandel, im mangelnden Interesse an den Ausbildungsfächern des digitalen Bereichs und im Schwierigkeitsgrad dieser Fächer. Die Anzahl gut qualifizierter Fachkräfte ist zu gering oder die Ausbildung zu schlecht. Auf Seiten der Unternehmen steigt gleichzeitig der Bedarf an Spezialisten.
Bleiben Stellen über längere Zeit unbesetzt, so kann dies für Unternehmen bedeuten, in der Digitalisierung nicht Schritt halten zu können. Und wenn dieser Zustand zu lange anhält, lassen sich sogar existenzbedrohende Folgen prognostizieren. Denkt man diese Auswirkungen einige Schritte weiter, so stellt man fest, dass der digitale Wandel Deutschlands in der gesamten Breite ausgebremst werden könnte.
Welche Lösungen gibt es, um die fehlenden Talente zu gewinnen?
Unternehmen können sich entscheiden, die fehlenden Arbeitskräfte projektbezogen als Freelancer zu beschäftigen. Dabei können sie auch auf Mitarbeiter im Remote Work-Bereich zurückgreifen, die von überall auf der Welt für die Unternehmen tätig werden können. Freelancer sind sehr flexibel einsetzbar und bringen neues Fachwissen in die beauftragenden Unternehmen. Sie werden für einige Monate zur Mitarbeit an zeitlich befristeten Projekten engagiert und haben für diesen Zeitraum nicht zwingend ihren Schreibtisch im Unternehmen. Die festangestellten Mitarbeiter profitieren vom aktuellen Fachwissen der Freelancer und von den Erfahrungen, die die Freien aus anderen Unternehmen mitbringen.
Viele IT-Fachkräfte arbeiten schon jetzt als Freelancer und nutzen die Vorteile, die räumlich und zeitlich flexible Arbeit mit sich bringt. Besonders flache Hierarchien, Offenheit für Innovationen, eine abwechslungsreiche und anspruchsvolle Arbeit sowie ein ungezwungener und vertrauensvoller Umgang werden von den IT-Fachkräften sehr geschätzt. Unternehmer, die diese Faktoren berücksichtigen, können auch die kommenden Arbeitnehmer der Generation Z für sich gewinnen. Freelancer mit speziellen Fachkenntnissen, hoher Qualifikation und ergebnisverantwortlichem Agieren sind durchaus verfügbar.
Remote Work wiederum bietet die Chance, IT-Fachkräfte im Ausland zu gewinnen. Mehrere Tausend Kilometer sind gängige Distanzen, über die zusammengearbeitet wird. Der Pool an verfügbaren Fachkräften ist durch die globale Ausrichtung deutlich größer gegenüber der rein deutschlandweiten Suche. Darüber hinaus ergeben sich große Kostenvorteile für die Unternehmen: die Personalkosten sind geringer und die Miete für Büroimmobilien ist reduziert. So beträgt das Honorar für einen Software-Entwickler, der als Remote Worker im Ausland arbeitet, nur 20 % des Gehaltes eines deutschen Entwicklers. Das Engagement der Remote Worker zum Beispiel im asiatischen Raum ist trotzdem sehr hoch.
Die hohe Arbeitsmotivation der Remote Mitarbeiter resultiert aus verschiedenen Vorteilen dieser Arbeitsform. Dadurch, dass das lästige Pendeln zum und vom Arbeitsplatz entfällt, ist ein Zeitgewinn pro Tag von ein bis zwei Stunden für den Remote Worker drin. Auch seine Nerven werden geschont, da sinnlose Staus oder rätselhafte Zugverspätungen nicht mehr zu seinem Alltag gehören. Der Zeitgewinn kann der Work-Life-Balance zugutekommen. Störfaktoren, die der Mitarbeiter eines Großraumbüros zu ertragen hat, kennt der Remote Worker nicht. Die Geräuschkulisse fehlt und kein Kollege lenkt ihn ab.
Aktiv Talente finden: Aber wie?
Unternehmen finden IT-Freelancer auf Jobsuche mit Hilfe von Jobportalen wie Gulp, Freelance.de, Malt und Twago. Dies ist jedoch nur eine kleine Auswahl aus einer Vielzahl von Portalen aus diesem Bereich.
Beim Personaldienstleister Gulp haben die Freelancer aus dem IT-Bereich ihr eigenes Profil und können von den Unternehmen gut gefunden werden. Kosten fallen nur bei erfolgreicher Vermittlung an. Für jede geleistete Freelancerstunde kommen zum Stundensatz des Freelancers 5 € Servicegebühr dazu.
Beim Online-Netzwerk Freelance.de bieten Unternehmen Aufträge aus den Bereichen Design, Entwicklung, Medien und IT an. Die Vermittlung für Projektanbieter ist provisionsfrei. Ein Basic-Account für Freelancer ist mit fünf Bewerbungen pro Tag kostenfrei. Das Expert-Konto kennt für 12,50 Euro pro Monat keine Beschränkung.
Malt hat 110.000 Kunden und 170.000 IT-Freelancer. Freiberufler zahlen Provisionen in Höhe von 5 bis 10 Prozent für die Zusammenarbeit mit neuen Kunden. Malt verlangt eine Servicegebühr in Höhe von 7 % von Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Für Unternehmen bis zu 50 Mitarbeitern ist Malt kostenlos. Projektanbieter überweisen den Beitrag für das erfolgreich abgeschlossene Projekt vorab auf ein Treuhandkonto. Wurde ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, wird die Zahlung freigegeben.
Twago ist mit 700.000 Nutzern und 140.000 ausgeschriebenen Projekten der Platzhirsch am Freelancer-Markt. Für Freelancer ist Twago kostenlos. Die Projektausschreibung ist kostenlos. Als Premium Services stehen der persönliche Projekt-Assistent, der bei Bestimmung des Budgets bis zur Projektbeschreibung unterstützt, für 74 € zur Verfügung. Soll das Projekt beschleunigt werden, so geht dies für zusätzliche 24 €.
Wird nach Stunden abgerechnet, so kommt zum Stundensatz eine Gebühr von 12,5 % hinzu. Die Vorauszahlungen der Projektanbieter für die Freelancer laufen auch hier über ein Treuhandkonto.
Verschiedene Personalvermittler und -berater bieten die Suche nach Freelancern an. Die Personalberatungs- und Personalvermittlungsgesellschaft Michael Page International zum Beispiel bietet die Unterstützung bei der Suche und Auswahl von Freelancern über die Service-Spezialisierung Interim an. Der Wettbewerber Hays findet über sein Produkt Contracting den richtigen IT-Fachmann aus einem Freelancer-Pool.
Xing bietet verschiedene Ansätze, um schnell Freelancer zu finden. Es bietet mit freelance eine Kontaktgruppe und den Zugang zu freiberuflichen Jobs, Projekten und Projektgebern. Die Kontaktgruppe freelance ist in weitere Untergruppen zu aktuellen Themen rund um die Welt der Freelancer unterteilt. HelloFreelancer ist ein spezieller Service von Xing, um Unternehmen und die entsprechenden Experten zusammen zu bringen. Er verspricht ein besonders schnelles Matching über einen speziellen Algorithmus mit 450.000 Freelancern.
Ist das Projekt bearbeitet, zahlt der Projektanbieter eine Servicegebühr von 2,5 % auf das Gesamt-Projektvolumen. Für Unternehmen, die nur einen gelegentlichen Bedarf an Freelancern haben, gilt die Servicegebühr von 2,5 %. Unternehmer, die öfter Bedarf haben, kaufen eine Jahreslizenz, etwa für zwei Nutzer für 1.795 €.
Die Gewinnung der weltweit tätigen Remote Worker geschieht völlig “remote” über digitale Recruiting-Tools wie den metru Jobcode oder metru Performance. Ein persönliches Treffen von Arbeitgeber und Mitarbeiter ist nicht notwendig. Video- und Telekommunikationskanäle reichen vollkommen aus, um miteinander in Kontakt zu kommen.
Zahlreiche Stellenportale haben sich darauf spezialisiert, Remote-Stellen zu veröffentlichen. GetRemote, New Work Life und DNXjobs sind Beispiele für deutschsprachige Remote Work Jobbörsen.
Bei DNXjobs wird zum Beispiel für einen Job Post, der 30 Tage läuft, im Rahmen eines momentanen Angebotes 300 € verlangt (außerhalb des Angebotszeitraumes sind es 500 €). Dafür bietet DNXjobs 60.000 Page Impressions pro Monat, 40.000 Newsletter-Empfänger und 8.000 registrierte Nutzer. Internationale Portale für Remote Work Jobs sind We Work Remotely, Flexjobs, Remote.io und Remotejobs.com. Bei We Work Remotely zahlen Unternehmen einen monatlichen Basis-Preis für eine Job-Listung von 299 $. Sollen die Anzeige hervorgehoben und die Social-Media-Beiträge verdoppelt werden, so kostet es 358 $ pro Monat. Bei Flexjobs sind die Arbeitssuchenden die Kunden. Sie kaufen das Anzeigen der Jobs für einen Monatsbeitrag.
Fazit
Der Fachkräftemangel bei den IT-Berufen ist ein großes Thema der HR-Branche für die nächsten Jahre. Da gilt es über praktikable Möglichkeiten nachzudenken. Zeitgemäße Arbeitsformen als Freelancer oder in Remote Work haben sich bereits bewährt und der Fachkräftemangel kann so erfolgreich ausgeglichen werden. Freelancer arbeiten zeitlich und räumlich flexibel im Unternehmen oder im näheren Umfeld, können die Vorteile einer gelungenen Work-Life-Balance genießen und sind damit sehr erfolgreiche Mitarbeiter. Freelancer bringen von außen wertvolles Know-How in die Unternehmen ein. Remote Work findet dagegen zu 100 % fern des Unternehmenssitzes statt und erlaubt das globale Rekrutieren der so sehr gesuchten hoch qualifizierten, bezahlbaren und verfügbaren IT-Fachkräfte. Der Arbeitsplatz in der Remote Work ist im Home Office oder an einem beliebigen, geeigneten Ort irgendwo auf der Welt. In Remote Work stehen die Fachkräfte also weltweit zur Verfügung. Über unterschiedliche Jobportale finden Unternehmen, die Projekte realisieren möchten, und IT-Kräfte zusammen.
Viele Unternehmen konnten zur Zeit des Corona-Lockdowns im Jahr 2020 feststellen, dass die Zusammenarbeit mit Freelancern oder in Remote Work tätigen Mitarbeitern gut funktioniert und dass ihr Personal diese Form der Arbeit mit gutem Ergebnis umsetzt. Entsprechend steigt die nationale wie die globale Wettbewerbsfähigkeit derjenigen Unternehmen, die diese modernen Arbeitsformen nutzen.